Jan 2017

Grenchen U73!

Mit superleichten Velos ohne Übersetzung und ohne Bremsen auf einem hölzernen Oval Runden drehen. Das war so ziemlich alles, was Tim, Luis, Tristan und ich (Ralph) über den uns bevorstehenden Samstag Nachmittag wussten. Was das geheimnisvolle Lächeln im Gesicht von Cello, Marcel und Andrin bedeutete, sollten wir Indoor-Rennbahn-Greenhorns noch früh genug erfahren.

Kurz vor ein Uhr trafen wir uns bei Cello um gemeinsam nach Grenchen zu fahren, wo das ominöse Oval steht. Beim Tissot Velodrom angekommen, waren wir schon ziemlich beeindruckt von der Grösse des imposanten Gebäudes. Die drei Erfahrenen führten uns direkt zum Eingang, nachdem Marcel vorher noch kurz sein EIGENES Bahnvelo zusammengeschraubt hatte. Beat Zbinden, seines Zeichens Präsident des Verwaltungsrates und selber begeisteter „Schätteler“ empfing uns freundlich und wir erledigten alle Formalitäten, die es halt so zu erledigen gibt, wenn man Velo und Schuhe mieten muss. Nachdem wir uns alle umgezogen hatten, fassten wir auch sogleich unsere Velos aus, welche schon artig bereit standen. Die Feinjustierungen wurden noch kurzerhand von einer sehr freundlichen Mechanikerin ausgeführt und schon waren wir bereit, für was auch immer uns erwarten würde.

Während wir Greenhorns gespannt den Instruktionen von Beat folgten, jagten Marcel und Andrin schon über die Rennbahn. 250 Meter feinste finnische Fichte, die unbedingt befahren werden wollten.

So, nun war das Bahnfahren ja nicht gerade das, was wir Biker uns gewohnt sind. Nur schon das Velo: Weder vorne noch hinten gefedert. Die Reifen etwa ein Viertel so dick, wie die unsrigen. Bremsen? No way! Die Pedale starr über eine Kette mit dem Hinterrad verbunden. Kein Freilauf! Die Gangschaltung wurde wahrscheinlich gestohlen und das Schlimmste überhaupt: Kein Bidonhalter.

Stellte sich also die Frage, ob wir von der Bahn fliegen werden weil diese dünnen Pnööchen von der Felge geschält werden oder wir dank Nichtvorhandensein von Bremseinrichtungen irgendwo an einer Wand zerschellen. Und wenn man schon nicht bremsen kann, besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man in der Steilwandkurve verdurstet, da der Bidon mit dem köstlichen Nass irgendwo ist, nur nicht am Velo.

Ganz ehrlich muss ich eingestehen, dass ich mir zu dem Zeitpunkt wirklich nicht vorstellen konnte, was genau am Fahren mit diesen lebensgefährlichen Geräten auf einer Holzbahn mit Steilwandkurven Spass machen sollte. Nichts desto Trotz folgten wir vier Kids-Biker Beat auf die erste Runde auf dem aalglatten Holzoval. Natürlich hielten wir uns am Anfang mehrheitlich auf der Côte d’Azur auf (das ist der unterste Bereich der Bahn, welcher blau eingefärbt ist), damit wir die Erfahrenen und Schnellen nicht bei ihren highspeed pursuits störten. Da wir vor der Einfahrt ins Oval noch so lustige gelbe Mützchen über unsere Helme gezogen hatten, erkannten Alle auf der Bahn, dass wir Frischlinge waren und haben sich, wider meines Erwartens, sehr kulant gezeigt, als ich nicht richtig eingespurt, oder mal wieder zuviel Abstand zum Vordermann hatte.

Nach ein paar Runden und weiteren Instruktionen zum Verhalten auf der Bahn, durften wir dann richtig loslegen! So mit Ablösen, überholen, einfädeln und sich an eine bestehende Gruppe im Windschatten anhängen. Alles war dabei. Und je mehr Eigenständigkeit und Selbstvertrauen wir hatten umso mehr Spass hat das Ganze gemacht. Tim, Luis, Andrin und Tristan standen den Erwachsenen in nichts nach. Wir heizten mit gefühlten achtzig Stundenkilometern in die Steilwände, überholten und pedalten, was das Zeug hielt. Unglaublich! Wir radelten im Kreis herum und es machte einen Sauspass! Hier trifft die Aussage „wer’s nicht erlebt hat, wird’s nicht verstehen“ so etwas von haargenau zu.

Nun verging die Zeit leider viel zu schnell und der Nachmittag neigte sich dem Ende zu. Wir mussten unsere Velos und Schuhe wieder abgeben. Schade! Nach dem Duschen und Umziehen schauten wir uns gemeinsam mit Beat die Bahn mal noch aus der Zuschauerperspektive an. Wahnsinn, wie steil diese Kurven sind! Und wir sind die gefahren! Teilweise bis ganz nach oben!

Entschuldigung, aber ich muss das so schreiben: Mann! Das war ein geiler Event!

Auf der Heimfahrt machten wir Rast in Buchs ZH um unsere leeren Mägen wieder zu füllen. Die Country Ranch bot genügend Esswaren an, welche wir mit Heisshunger vertilgten.

Vielen Dank den Erfahrenen, Marcel und Cello für das Organisieren und ein noch grösserer Dank, dass wir Greenhorns diese Erfahrung machen durften.

Für den Bericht: Ralph Stirnemann

Ein Fotoalbum wird in Kürze hier publiziert….