Walter Bucher
Ein unerfüllter Wunschtraum
In all den Jahren, als ich im Ausland um WM-Medaillen kämpfte, wuchs in mir der grosse Wunsch, dass ich einmal während meiner Steherkarriere eine WM auf der Heimatbahn Zürich und vor „meinem“ Publikum fahren könnte. Endlich, nachdem ich während fünf Jahren ununterbrochen auf dem WM-Podest stand, wurde Zürich die WM 1961 zugesprochen. Zwei Wochen vor der WM organisierte Direktor Hächler einen Steher-Länderkampf „Schweiz-Holland“ als WM-Prolog. Wegen Krankheit meines Schrittmachers musste ich ganz kurzfristig für dieses Rennen einen Ersatz suchen. Hans Martin, ein erbitterter Gegner in den Jahren zuvor, stellte sich in sportlicher Weise zur Verfügung, obschon er schon seit einem Jahr seine Schrittmacher-Laufbahn beendet hatte. Der Prolog wurde in zwei Läufen ausgetragen. Im ersten Rennen mussten wir uns als neues Tandem etwas aneinander gewöhnen, um im zweiten Lauf dann meine WM-Form zu testen. Da, bei einem Angriff hoch oben in der Zielkurve bei einem Tempo von 80 km/h gab es einen Knall, und im selben Moment stürzten wir beide mit einem fürchterlichen Salto mit Velo und schwerer Schrittmachermaschine an den Pistenrand hinunter. Die Ursache des Sturzes war das platzen des hinteren Pneus am Motorrad, das ein Jahr ohne Luft in den Reifen in der Kabine stand, und dadurch, von aussen nicht sichtbar, die Karkasse gebrochen war. Wegen Verdacht auf schwere Rückenverletzungen liess man mich bis zum Eintreffen der Sanität auf der Piste liegen, doch schmerzgepeinigt realisierte ich schon in diesen Minuten, dass ich diese langersehnte WM abschreiben musste. Mit Blaulicht raste der Krankenwagen mit uns zwei ins Spital, aber da erwartete uns ein zweites Unheil. Da unser Arzt, Sportchirurg Dr. Faber, an diesem Sonntagnachmittag unerreichbar war, wurde uns die Aufnahme verweigert, heutzutage wäre das undenkbar und ein Fressen für die Boulevardpresse. Während der Krankenwagen den nächsten Spital, Klinik Hirslanden, ansteuerte, erreichte man Dr. Faber im Hardturmstadion am GC-Match, und somit stand unserer Aufnahme nichts mehr im Wege. Nach den Röntgenaufnahmen stellte man beim Schrittmacher gebrochene Handgelenke und bei mir neben schweren Schürfwunden einen Beckenbruch fest. Somit bestätigte sich meine Befürchtung, dass mein Traum, vor dem eigenen Publikum eine WM zu fahren, ausgeträumt war. Meine Frau verliess nach ausgestandener Angst um meine Gesundheit das Spital mit meinem abgegebenen Versprechen, dass ich mit diesem Sturz meine Steher-Karriere beenden werde.
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